Kreativitätstiefs – jeder Künstler kennt sie. Viele versuchen sie verzweifelt zu vermeiden. Doch die beste Strategie gegen Kreativitätsblockaden ist nicht, sie zu vermeiden. Akzeptiere sie und bereite dich mit den richtigen Strategien auf sie vor um das Schlimmste zu vermeiden.

Solch abstrakte Waldfotos sind nicht jedermanns Geschmack. Für mich war es der Anfang einer neuen Kreativität, die ich dank der folgenden Strategien erlangen konnte.

Nach einer Blockade wünscht man sich, dass das nicht wieder passiert. Doch die Realität sieht anders aus: Nach jedem Tal folgt ein Berg, auf den wieder ein Tal folgt. Dieser Zyklus ist Teil des kreativen Lernprozesses. Das gehört einfach dazu.

Doch nicht alle Täler sind gleich tief. Im ersten Teil meiner Themenreihe „Kreativität & Inspiration“ habe ich von meinem letzten Krea-Tief berichtet und Tipps gegeben, um dich aus deinem Krea-Tief zu befreien. Heute geht es darum die großen Täler zu vermeiden.

Kreative Tätigkeiten sind extrem von der eigenen Stimmung abhängig. Ist dein Vertrauen in dich selbst größer, dann empfindest du die eigenen Arbeiten als besser. Du bist zufriedener und motivierter. Beides sind wichtige Grundeinstellungen gegen Kreativitätsblockaden.

Aus diesem Grund drehen sich die folgenden Tipps vor allem darum, dein Vertrauen in dich selbst zu stärken und die eigenen Arbeiten und Lernfortschritte zu erkennen und schätzen zu lernen.

Affirmation

Ich habe selber nicht wirklich an ihre positive Wirkung glauben können, bis ich es im Selbstversuch ausprobiert habe: Affirmationen.

Wer nicht weiß was Affirmationen sind: Im Prinzip geht es darum sich durch häufige Wiederholung bestimmte Glaubenssätze einzuprägen. Du kannst es dir wie ein „gut zusprechen und motivieren“ vorstellen. Das kann von „Ich werde mir jeden Tag Zeit für mich und die Fotografie nehmen!“ bis hin zu „Ich werde von Tag zu Tag bessere Bilder fotografieren.“ alles mögliche sein und ist nicht auf die Fotografie beschränkt.

Affirmationen sind wie jemand, der dich unterstützt und dir immer wieder Mut zuspricht. Nur, dass du keine andere Person dafür brauchst.

Aber was hat das mit meinen Krea-Tiefs zu tun?

Du projizierst beim Fotografieren deine Gedankenwelt in deine Fotos. Ob du es willst oder nicht. Denn deine Fotos sind Momentaufnahmen deiner augenblicklichen Wahrnehmung der Wirklichkeit. Wenn du der Überzeugung bist, dass deine Fotos unkreativ und schlecht sind, dann wird sich genau diese Meinung in deinen Bildern widerspiegeln.

  • Du nimmst dir weniger Zeit für ein Foto.
  • Deine Fotos schaust du dir nicht nochmal an, denn das würde dich nur demotivieren.
  • „Besser wird es sowieso nicht“, also warum nicht direkt zum nächsten Motiv gehen?

Wenn du dich jeden Morgen selber bestärkst und dir Mut und Vertrauen zusprichst, dann brennt sich das in dein Unterbewusstsein ein.

Das einfachste Mittel gegen Krea-Tiefs: Sei dein eigener größter Fan!

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Es mag sich albern anhören, aber Affirmationen wirken Wunder. Wenn du tiefer in dieses Thema einsteigen willst, dann kann ich dir das Buch oder Hörbuch Miracle Morning* als Einstieg sehr empfehlen. Dieses thematisiert unter anderem Affirmation und andere Morgenroutinen, die mein Leben sehr positiv bereichern.

Reflektieren

Die Definition von Wahnsinn ist immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. (Albert Einstein)

Jeder macht Fehler. Anfänger, Fortgeschrittene, Profis. Einfach jeder. Was diejenigen, die Fortschritte machen, von dem Rest unterscheidet, das ist die Fähigkeit aus den eigenen Fehlern zu lernen. Denn aus nichts kannst du so viel lernen wie aus deinen eigenen Fehlern.

Schau dir ein paar deiner letzten Fotos an. Was hättest du anders machen können? Wenn es dir hilft, schreib dir ein paar Stichpunkte dazu auf. Für den Anfang reicht es, wenn du dein Bild in Bezug auf die folgenden Punkte kritisch hinterfragst:

  • Kameraeinstellungen: Wären andere Einstellungen sinnvoller gewesen?
  • Bildkomposition: Hätte ein anderer Ausschnitt oder eine andere Perspektive das Motiv besser betont?
  • Nachbearbeitung: Was hättest du in der Nachbearbeitung anders machen können, um das Motiv hervorzuheben?

Durch diese Reflektion wirst du dein eigener Lehrer.

Der erste Versuch - Die Intention der Langzeitbelichtung war gut, aber ging mir noch nicht weit genug. Ich wollte die Pferdeköpfe noch weiter freistellen und habe die Belichtungszeit daher mit einem ND-Filter noch weiter verlängert.

Ab sofort sind Fehler nichts Schlechtes mehr, denn mit jedem Fehler lernst du etwas dazu. Das sorgt für Motivation und verhindert Frust. Gleichzeitig wirst du auch feststellen, was dir an deinen Fotos besonders gut gefällt. Du wirst lernen deine eigenen Arbeiten zu schätzen und auch dann zu lieben, wenn sie nicht perfekt sind.

Werde dir deiner Fortschritte bewusst

Meistens sind wir uns gar nicht bewusst, wie sich unser Leben verändert. Es hilft, sich dieser Veränderung ab und zu bewusst zu werden.

Du wirst es von Treffen mit alten Freunden kennen, die du ewig nicht gesehen hat. In diesen Momenten wirst du dir schlagartig der vergangenen Veränderungen bewusst. Daher empfehle ich dir: Mach ab und zu mal eine Reise in deine fotografische Vergangenheit.

Nimm dir die Fotos, die du letztes Jahr zur gleichen Zeit gemacht hast und vergleiche sie mit deinen neuesten Fotos. Du wirst schnell feststellen was sich an deinem Stil, deiner Motivwahl oder deiner Bearbeitung verändert hat… und was nicht. Veränderungen sind gut, denn wenn du dich nicht veränderst, kannst du dich auch nicht entwickeln.

Zu sehen was sich in deiner Fotografie und deinem Leben verändert hat, ist ein starker Motivator. Du siehst, dass du dich – anders als es dir vielleicht dein Gefühl sagt – weiterentwickelt hast.

Verbinde deine Interessen

Du wirst neben der Fotografie sicherlich auch noch andere Interessen haben. Diese mit der Fotografie zu verbinden kann dir ganz neue Welten eröffnen. Du könntest zum Beispiel (und das sind alles große, teilweise schon durchgeführte, Wünsche von mir):

  • Als Tänzer andere Tanzpaare fotografieren.
  • Als Kletterer mit einer Gruppe in der Natur unterwegs sein und die Teilnehmer vor einer hammermäßigen Landschaftskulisse ablichten.
  • Andere Sportler porträtieren, denn ein Sportler weiß am besten, wie ein Sportler auf einem Bild aussehen will.

Indem du deine Interessen verbindest, kannst du darüber hinaus mit neuen Menschen zusammenzuarbeiten. Denen, die sich zwar nicht für die Fotografie interessieren, aber dennoch ein anderes Hobby mit dir teilen.

Ich liebe es neue Ecken zu erkunden. Egal ob mit oder ohne Kamera. Egal ob zu Hause oder in der Ferne. Mit einer Freundin war ich Anfang dieses Jahres unterwegs die eigene Heimatregion erkunden. Wir wurden mit einem wundervollen Sonnenuntergang belohnt.

Außerdem tust du anderen damit einen riesigen Gefallen. Das fühlt sich immer gut an. Um bei den Beispielen von oben zu bleiben: Welche Tänzer oder Kletterer hätten nicht gerne gute Fotos von sich bei ihrer Leidenschaft? DU könntest die Person sein, die diesen Wunsch erfüllt.

Ich denke, dass diese Verbindung auch der Grund dafür ist, dass sich viele Menschen auf Reisen so inspiriert fühlen. Die Verbindung der Reiseleidenschaft mit der Fotografie. Doppeltes Interesse führt zu doppelter Motivation und doppeltem Spaß.

Für Abwechslung sorgen

Blockaden entstehen häufig, wenn der kreative Prozess eintönig wird. Du machst immer gleiche Fotos mit immer gleicher Bearbeitung. Irgendwann findest du deine Fotos langweilig und nicht mehr spannend und gut genug. Der Abstieg ins Tal beginnt.

Was gegen die Langeweile hilft, ist Abwechslung:

  • Halt die Augen nach neuen, interessanten Fotolocations auf.
  • Beschäftige dich mit Praxis- oder Nachbearbeitungstechniken, die du noch nicht kennst.
  • Lies Blogbeiträge zu Themen, die du meinst zu beherrschen. Finde heraus, was die Autoren anders machen als du und probiere es aus.

Neue Erfahrungen gießen Wasser auf die Mühlen deiner Kreativität. Du musst nicht alles neu gelernte in deinen Werkzeugkasten übernehmen, aber es macht Spaß etwas anders zu machen, als du es gewohnt bist. Vielleicht lernst du auch Dinge, von denen du nie gedacht hättest, dass sie dir gefallen.

Der richtige Trainingsrhythmus

Gute Ideen und Inspiration kommen nicht von alleine. Wenn du wirklich gute Ideen suchst, dann musst du regelmäßig trainieren. Nicht nur das Fotografieren, sondern auch das kreativ sein. Denn beides kann man lernen.

Im April war ich in Schottland. Auf solchen Fotoreisen komme ich schnell in den Flow. Das liegt jedoch nicht nur an der neuen Landschaft, sondern auch daran, dass ich jeden Tag fotografiere.

Genau wie Muskeln brauch auch das Gehirn regelmäßiges Training um auf Trab zu bleiben. Aber wie beim Muskeltraining ist auch hier irgendwo eine Grenze erreicht. Der richtige Rhythmus spielt die Musik. Darum drei Grundregeln zum Thema Training, die ich mir so oft es geht, vor Augen halte:

Regel 1: Regelmäßiges Praxistraining ist wichtig.

Genau wie deine Muskeln brauch auch dein Gehirn regelmäßiges Training um gelernte Fähigkeiten langfristig zu verinnerlichen und zu wachsen.

Kleines Beispiel: Ich spiele seit über 16 Jahren Klavier. Ich kann schwere Musikstücken nicht vom Blatt abspielen. Aber schon mit ein bis zweimal pro Woche üben mache ich unglaublich schnelle Fortschritte. Mein Gehirn gewöhnt sich an das Klavierspielen und es fällt mir mit jedem Mal leichter das Stück zu spielen. Wenn ich mal längere Zeit nicht gespielt habe, dann geht die gelernte Routine allerdings auch wieder etwas verloren. Genau wie beim Muskeltraining.

Training ist daher ein dauerhafter Prozess, wichtig um Fortschritte zu machen und um dein volles Potenzial auszuschöpfen.

Du weißt nicht, wo deine Grenzen sind. Du weißt nur, wo sie heute nicht sind!

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Es kostet auch viel mehr Kraft sich jedes Mal neu in ein Thema einarbeiten zu müssen, wenn du nur unregelmäßig trainierst. Es ist viel leichter in den „Flow“ zu kommen, wenn du dich täglich mit der Fotografie beschäftigst. Was am Anfang noch etwas anstrengend sein mag, wird dir mit jedem Tag leichter fallen.

Regel 2: Training über die Praxis hinaus.

Die Muse ist ne Diva. Du musst sie umschmeicheln und ködern. Sie kommt nicht von alleine.

Du musst nicht jeden Tag fotografieren gehen, aber beschäftige dich mit der Fotografie. Wenn du keine genaue Fotoidee hast, dann beschäftige dich auf andere Art und Weise mit der Fotografie.

  • Schaue Filme über Fotografie
  • Lies Bücher oder Blogartikel
  • Schaue dir Lernvideos an
  • Besuche Workshops oder Vorträge

Tue etwas, wodurch sich dein Kopf mit der Fotografie beschäftigt. Dann wird dein Kopf auch an deiner fotografischen Entwicklung und an Motivideen arbeiten, wenn du deinem Gehirn eine Pause gönnst.

Regel 3: Training ist mehr als nur Training.

Würde es mir helfen, wenn ich 7 Tage die Woche 10 Stunden am Tag Klavier spielen würde? Klar ist noch Luft nach oben, aber irgendwann sind meine Grenzen erreicht. Und das lange vor den 10 Stunden.

Irgendwann kann dein Gehirn nichts mehr aufnehmen und darum ist dieser Punkt ebenso wichtig, wie die letzten beiden.

Für dein Gehirn sind Erholungsphasen so wichtig wie Trainingsphasen. Erst in diesen Ruhephasen verarbeitet dein Gehirn das, was es in der Trainingsphase als Input bekommen hat.

  • Mach regelmäßige Pausen.
  • Achte auf einen geregelten Schlaf.
  • Such dir einen körperlichen Ausgleich zur kreativen Denkarbeit der Fotografie.

Dich selbst belohnen

Manchmal brauchst du einfach nur ein Ziel vor Augen, um den richtigen Weg zu erkennen. Wenn du dein Ziel nicht kennst, wie sollst du wissen, welchen Weg du an einer Gabelung wählen sollst? Du kennst ja schließlich dein Ziel nicht.

Aber selbst, wenn du deine Ziele kennst, ist es nicht immer einfach diese im Fokus zu behalten. Manchmal ist das Ziel alleine nicht Motivation genug. Du brauchst einen Grund, um dein Ziel zu erreichen. Eine Belohnung.

Als Beispiel: Du belohnst dich mit einer Fotoreise, sobald du einen Monat lang jeden Tag fotografiert hast. Aber nur dann. Erreichst du das Ziel nicht, darf es die Reise nicht geben. Ansonsten ist die Belohnung nicht an dein Ziel gebunden.

Es hilft auch, wenn du deine Ziele und Belohnungen mit anderen teilst. So kannst du deine Ziele nicht einfach anpassen oder dich belohnen, obwohl du diese nicht erreicht hast.

Was manche auch machen: Motivation durch Strafe. Überlege dir etwas, das du erfüllen musst, wenn du dein Ziel nicht bis zu einem bestimmten Termin erreichst. Das sollte allerdings etwas sein, was dir wirklich weh tut. Ein typisches Beispiel ist eine Spende an eine Organisation, deren Werte du nicht teilst.

Von diesen „Motivationen durch Strafe“ bin ich allerdings kein großer Fan. Ich finde es schon Druck genug sich öffentlich zu seinen Zielen zu bekennen.

Zusammenfassung

Mit ein paar einfachen Übungen und Routinen wirst du schnell merken, wie sich dein Selbstbild und damit auch deine fotografischen Arbeiten verändern. Versuche am besten eine tägliche Selbstmotivations- und Fotografie-Routine zu etablieren.

Neue Routinen fallen am Anfang schwer. Aber es lohnt sich! Nach nur wenigen Wochen wirst du deutliche Unterschiede in deiner Motivation, deiner Selbstwahrnehmung und deinen fotografischen Arbeiten feststellen. Und das sind die Dinge, die dich aus den größten Kreativitätstälern heraus halten und dafür sorgen, dass dich dein nächstes Krea-Tief nicht zu sehr ins Tal herab zieht.

Deine eigenen Erfahrungen

Was sind deine Erfahrungen mit Kreativitätstiefs? Hast du bereits eine Routine in deiner Fotografie? Ich würde gerne von deiner Meinung und deinen Erfahrungen in einem Kommentar lesen.

Ich wünsche dir viel Spaß dabei die Strategien für dich selber auszuprobieren. Du wirst merken, was für einen riesigen Unterschied es macht, wenn du es ernsthaft versuchst.

Damit sind wir aber noch nicht am Ende der Artikelserie. Im nächsten Teil widmen wir uns dem Thema der alltäglichen Inspirationssuche. Du darfst gespannt sein!

Ich freue mich drauf,
bis dahin viel Spaß beim Fotografieren!

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