Ich hatte keine Lust. Keine Lust, die ganze Nacht in der Kälte zu stehen, die Einstellungen anzupassen und die Kamera ständig neu auszurichten. Die Mondfinsternis zu fotografieren musste auch einfacher gehen.

Als ich im Januar den Blutmond fotografieren wollte, hatte ich einen Plan und ein Ziel vor Augen: Eine Collage der Blutmondphasen als Wandbild für mein Wohnzimmer. Darüber hinaus wollte ich so viel, wie möglich automatisieren um nicht die ganze Nacht neben der Kamera in der Kälte stehen zu müssen.

Die Mondfinsternis fotografieren

Anfang des Jahres zog es mich raus in die kalte Nacht. Es war eine totale Mondfinsternis angekündigt – aufgrund der auftretenden rötlichen Färbung auch weit verbreitet unter dem viel spannender klingendem Namen „Blutmond“.

Der Himmel war klar. Eine perfekte Gelegenheit meine Ausrüstung für die Astrofotografie auf die Probe zu stellen.

Vorbereitung

Das Ziel vor Augen

Mein Ziel war es eine Collage der Mondfinsternis zu fotografieren, die aus insgesamt 40 Bildern bestehen sollte. Diese sollten alle Phasen der Mondfinsternis zeigen.

Da es Januar war und eine eisig kalte Nacht, wollte ich so wenig Zeit wie möglich hinter der Kamera stehen nur, um den Auslöser zu drücken oder die Kamera neu auf den Mond auszurichten.

Programmierte Auslösung der Kamera

Im Internet findest du die Tage und Uhrzeiten aller Blutmonde der nächsten Jahre beispielsweise bei Wikipedia. Achte nur auf die Zeitzone, in der die Phasen angegeben sind. Bei Wikipedia sind diese in GMT+0 angegeben. Für einen Beobachtungsort in Deutschland musst du daher ein bis zwei Stunden addieren. Je nachdem ob es Sommerzeit oder Winterzeit ist.

Die Finsternis begann mit dem Eintritt in den Halbschatten um 3:36 Uhr und endete um 8:48 Uhr. Die 40 Fotos sollten also in einem Zeitfenster von fünf Stunden in gleichmäßigen Abständen entstehen. Zur Sicherheit, falls mal ein Vogel im Bild ist oder dergleichen, wollte ich doppelt so viele Fotos machen.

Mit etwas einfacher Mathematik und einem programmierbarem Fernauslöser* ist das sehr schnell konfiguriert und du musst dich um nichts mehr kümmern.

Automatische Nachführung der Kamera

Kurz vor der Blutmond-Nacht hatte ich mir die Astronachführung Skywatcher StarAdventurer zugelegt.

Astronachführungen sorgen dafür, dass die Kamera der Bewegung der Sterne folgt. So kann man Sterne und andere Himmelsobjekte fotografieren, ohne dass die Sterne zu Sternspuren verziehen.

Verwendest du ein Teleobjektiv, dann wandert der Mond nach kurzer Zeit aus dem Blickfeld der Kamera. Mit der Nachführung im Mond-Modus folgt die Kamera der Bewegung des Mondes. So bleibt dieser im Blickfeld der Kamera und ich muss nicht alle 30 Minuten nachjustieren.

Die Idee war eine ganz einfache: Ich wollte die Kamera auf der Astronachführung aufstellen, den programmierbaren Auslöser einstellen und schlafen gehen.

Du kannst das ganze auch ohne programmierbaren Auslöser und eine Astronachführung realisieren. Dann musst du dich allerdings darauf einstellen den gesamten Zeitraum der Finsternis bei der Kamera zu verbringen.

Wahl des Standortes

Manchmal gestaltet sich die Locationsuche sehr einfach. Der Mond ist hell genug, um ihn von fast überall fotografieren zu können. Der Blutmond hingegen ist relativ schwach und man sollte einen Standort abseits der Stadt vorziehen.

Ich befand mich auf dem Land bei meinen Eltern und entschloss mich, das Stativ einfach im Garten aufzustellen.

Das Gelände ist allerdings von einem Wald umgeben, was sich später noch als Problem herausstellen sollte.

Regelmäßige Kontrolle

Da ich dieses Astrofotografie-Setup zum ersten Mal im Einsatz hatte, wollte ich ein paar Mal alles kontrollieren, bevor ich die Kamera die restliche Nacht sich selber überlasse.

Glücklicherweise, denn im Laufe der Nacht sollten sich einige Probleme ergeben, die mich doch die ganze Nacht wach halten sollten.

Probleme mein Fotografieren der Mondfinsternis

Defektes Objektiv

Um den Mond so groß wie möglich und somit mit so vielen Details wie möglich im Bild zu haben, verwendete ich ein Teleobjektiv.

Leider ergab sich ein Problem mit dem Fokusmotor, sodass ab 100mm Brennweite kein scharf stellen des Mondes mehr möglich war.

Da bei diesem Objektiv der manuelle Fokus ebenfalls elektrisch über den Motor eingestellt wird, war ich an eine Brennweite von maximal 100mm gebunden. Etwas wenig um den Mond flächendeckend ins Bild zu bekommen.

Eine Einzelaufnahme des Mondes aus der Serie beim Fotografieren der Mondfinsternis

Eine Einzelaufnahme des Mondes. Eigentlich viel zu klein. Die Qualität war nur ausreichend, da es in einer Kollage verwendet wird.

Ich wusste, dass ich das Bild später stark beschneiden müsste. Daher nutzte ich den High-Resolution-Modus meiner Olympus Kamera. Dieser ermöglicht es mir ein hochauflösendes Bild zu erstellen, was mir auch im Zuschnitt eine bessere Qualität ermöglichte.

Eingefrohrenes Objektiv

Die Nacht war sehr kalt. Sobald die Mondfinsternis einsetzte und das Mondlicht verschwand, wurde es sogar noch kälter. Es bildete sich eine dünne Eisschicht auf dem Objektiv.

Nach dem Aufstellen meiner Kamera schaute ich kurz vor dem Eintritt des Mondes in den Kernschatten nach dem Stand und stellte die Vereisung fest. Zufälligerweise hatte ich eine Heizmanschette für Objektive* gekauft und eine kleine Powerbank dabei. Warum ich sie nicht von Anfang an verwendete ist mir tatsächlich rätselhaft.

Schnell montierte ich die Heizmanschette an das Objektiv und innerhalb von Sekunden war die Sicht wieder klar.

Auf den Bildern war die Vereisung weniger stark zu erkennen, als ich befürchtete. Nur ein schwacher Lichtsaum um einige Bilder herum deutete auf dieses Problem hin.

Du siehst: Es braucht keine arktischen Temperaturen um ein Objektiv zum Vereisen zu bringen. Eine kalte Nacht um den Gefrierpunkt reicht vollkommen aus.

Freie Sicht auf den Mond

Ein Problem hätte ich mit einer meiner Lieblings-Apps für die Landschaftsfotografie problemlos vorhersagen können.

Bei einer späteren, erneuten Kontrolle stellte ich fest, dass der Mond tiefer gewandert war. Nun verdeckten die Äste eines Baumes die freie Sicht der Kamera auf den Mond.

Das führte zu einem Problem: Ich musste die Kamera umstellen, wenn ich weiter Fotos machen wollte. Dadurch würde ich jedoch auch die Ausrichtung der Astronachführung zunichtemachen und ich musste eventuell die Kamera immer wieder neu auf den Mond ausrichten.

Ich ging das Risiko ein und setzte das Stativ so um, dass die Kamera einen freien Blick auf den Mond und entlang der Mondbahn bis über die Baumgrenze des mich umgebenden Waldes hatte. Dabei versuchte ich die Ausrichtung der Nachführung und Kamera beizubehalten.

Leider stellte ich in diesem Moment (dieses Mal mit App) auch fest, dass der Mond hinter den Baumgipfeln verschwinden würde, noch bevor die Mondfinsternis vorbei war. Ein Problem, an dem ich nun leider nichts mehr ändern konnte und der Grund dafür, dass der letzte Zyklus in meiner Collage fehlt.

Ausrichtung der Kamera

Durch das Verschieben des Stativs erzeugte ich wie erwartet neue Probleme. Ich entschied mich bis zum Monduntergang regelmäßig die Kamera zu kontrollieren um die Ausrichtung nachzujustieren.

Ich fotografierte den Mond mit relativ kurzen Verschlusszeiten und nicht die Sterne mit langen Verschlusszeiten. Daher war es für die Einzelaufnahmen nicht weiter schlimm, dass die Ausrichtung nicht mehr korrekt war.

Da aufgrund der geringen Brennweite der Mond viel Platz im Bild hatte um durch das Blickfeld zu wandern, musste ich auch nur einmal nachjustieren.

Am Ende war dann das einzige Problem, mit dem ich noch rechnete kein Problem mehr und gegen 06:00 packte ich ein und ging schlafen.

Nachbearbeitung

Die Entwicklung und auch die Erstellung der Collage fanden komplett in Lightroom statt.

Da meine Collage kleiner war als geplant, brauchte ich nur 25 Fotos. Ich wählte die Fotos in immer gleichen Abständen aus und machte eine Massenbearbeitung um einen immer gleich großen Ausschnitt zu bekommen. Einzig die Position des Ausschnittes musste ich bei jedem Foto etwas anpassen, da der Mond sich trotz Astronachführung langsam durch das Bild bewegte.

Während der zweiten (roten) Phase des Mondes habe ich mit längeren Belichtungszeiten gearbeitet. Der Helligkeitsunterschied in der Collage entspricht daher nicht der Wirklichkeit.

Hätte ich die roten Mondbilder bei einer vergleichbaren Helligkeit belassen, wäre der Mond auf der Collage nicht mehr zu sehen gewesen.

Die Collage selber habe ich im Druckmodul von Lightroom erstellt.

Das Endresultat: Eine Kollage der Mondfinsternis bis zu ihrem Höhepunkt.

Fazit

Ich habe an diesem Abend beim Fotografieren des Mondfinsternis (oder des Blutmondes, nenne es wie du willst) viel gelernt.

  • Du kannst viel planen. Das heißt nicht, dass die Natur mitspielt.
  • Eine ordentliche Vorbereitung kann viele Probleme im Vorfeld schon lösen.
  • Die meisten Probleme sind lösbar.
  • Ich brauche ein neues Teleobjektiv.

Die Collage werde ich noch auf Fotopapier drucken und rahmen. Ob die Auflösung und Qualität der Collage dann noch meinen Ansprüchen genügt, wird sich zeigen.

Du siehst also, dass du dich von Problemen niemals unterkriegen lassen solltest. Wie so häufig verlief auch diese geplante Session nicht so, wie es ursprünglich geplant war.

Aber erst, wenn du aufgibst, hast du verloren!

Hast du auch den Blutmond fotografiert? Ich würde mich freuen ein paar Blutmond-Bilder zu sehen und zu hören, wie es dir beim Fotografieren ergangen ist. Teile deine Erfahrungen mit mir in den Kommentaren.

Der nächste Blutmond ist noch etwas hin, aber nun weiß ich mit welchen Problemen ich bei der Astrofotografie rechnen muss und habe viele Erfahrungen sammeln können. Nicht nur für das Fotografieren einer Mondfinsternis.

Nun aber wieder genug geschrieben. Es wird Zeit wieder fotografieren zu gehen.

2 Kommentare

  • Nava sagt:

    Wow, der Workshop auf Island ist bestimmt klasse! Die Kollage der Mondfinsternis ist wirklich sehr gelungen, auch wenn du dir die Session anders vorgestellt hast. LG