Der Anfang einer Reise ist bei mir geprägt vom Organisieren und Einleben. Bei dieser Ladung neuer Eindrücke die Lust und Zeit zum Fotografieren zu behalten ist anstrengend. Bei meiner Indien-Reise ist mir das schwer gefallen. Wie kannst du bessere Fotos auf Reisen in den ersten Tage bekommen? Dieses Problem wollen wir heute lösen.
Meine Indien-Reise begann in Delhi. Kaum aus dem Zimmer ging es los: Gerüche von Gewürzen und öffentlichen Urinalen, Getümmel, hunderte Menschen die dir hilfsbereit den Weg weisen oder mit dir Geschäfte machen wollen. Das wurde mir schnell zu viel. Mein fotografisches Auge hat aufgegeben und ich die Motive nicht mehr gesehen. Entsprechend unzufrieden kam ich ins Hostel zurück. Damit du für deine nächste Reise besser vorbereitet bist und den Überblick behältst, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Mit ein paar kleinen Helfern sollte es möglich sein das Problem in den Griff zu bekommen.
Erstelle dir eine Shotliste
Vor der Reise solltest du dich mit deinem Ziel auseinander setzen. Informiere dich, wo du die besten Fotos machen kannst. Erstelle dir eine Checkliste. Auf dieser stehen alle Fotos, die du von deiner Reise mit nach Hause bringen möchtest. Von Emotionen bis zu Gebäuden oder Orten ist alles erlaubt. Die Liste muss nicht vollständig sein. Nimm dir Zeit um sie zu erstellen und ergänze sie laufend.
Auf deiner Reise schaust du dir die diese Liste jeden Morgen an. Überlege dir, was du heute abhaken möchtest. Du musst dir nicht für jeden Tag etwas vornehmen. Wichtig ist, dass du dir deine Shotliste anschaust; sie im Hinterkopf hast. Wenn du weißt, wo deine Reise losgeht, ist eine separate Liste für die ersten Tage eine Möglichkeit. Das hilft dir die Menge an bevorstehenden Eindrücken zu sortieren und am Ende deiner Reise mit einer abgehakten Liste glücklich nach Hause zu fahren.
Finde das Motiv, bevor du es fotografierst
Vieles ist am Anfang einer Reise fordernd. Bei meinem ersten Spaziergang über den Paharganj Bazar in Delhi bin ich ins Schwitzen geraten. Alle wollen dir helfen, wissen wo du her kommst, dich in ihre Geschäfte einladen, eine Tour verkaufen oder sonstige Dinge anbieten. Es ist nicht daran zu denken in Ruhe über den Basar zu schlendern. Meine Kamera blieb die ganze Zeit in der Tasche. Schnell wie der Blitz bin ich über den Basar gelaufen und war runter, kaum dass ich drauf war.
Im Nachhinein schade, da ich viele dieser Eindrücke gerne direkt festgehalten hätte. Hätte ich mir mehr Zeit genommen um mich an die Situation zu gewöhnen, hätte ich zumindest die Chance gehabt ein paar Motive zu entdecken.
Du solltest dir möglichst vor jedem Foto überlegen, wie du es gestalten möchtest. Was du mit dem Foto aussagen möchtest. Das verbessert die Ergebnisse deutlich. Trainiere dein Auge und stell dir das Bild in deinem Kopf vor noch bevor du die Kamera auspackst. Nichts macht ein gutes Motiv schneller kaputt, als gedankenloses fotografieren. Du brauchst also nicht die Kamera die ganze Zeit in der Hand halten und wild um dich fotografieren. Erst denken, dann fotografieren. Du fällst außerdem ohne Kamera weniger auf, was nochmal zur Entspannung beiträgt.
Bei einem späteren Spaziergang über einen Bazar habe ich bewusst das Tempo reduziert. Ich habe mich mit der Checkliste im Hinterkopf nach schönen Motiven umgesehen. Auf einem Bazar muss man nicht lange suchen. Erst als ich etwas gefunden habe, habe ich die Kamera raus geholt und ein Foto gemacht.

In den ersten Tagen bin ich an vielen bunten Geschäften vorbei gelaufen. Ich wollte runter vom Basar, also bin ich dran vorbei gelaufen. Fotografiert habe ich die bunten Tücher und Klamotten erst als ich mich an das Treiben gewöhnt hatte.
Hab deine Kamera griffbereit
Du kannst dich nicht auf jedes Foto vorbereiten. Die schönsten Momente entstehen spontan und sind genauso schnell vorbei. Gerade, wenn du in neuen Kulturen unterwegs bist. In diesen Momenten deine Kamera griffbereit zu haben ist von Vorteil. Wenn du nicht weißt, was dich erwartet, packe deine Kamera mit Allround-Objektiv ein. Stelle dir deine Kamera vorher ein. Eine nur wenige Minuten andauernde Parade einer indischen Hochzeit wird somit keine Enttäuschung.

Der Strassenzug dauerte etwa 3 Minuten an, dann war er vorbei. Ohne Kamera oder Vorbereitung hätte ich den Moment verpasst.
Beobachte aus sicherer Entfernung
Mein erstes Abendessen in Delhi hatte ich bewusst in einem Restaurant mit Blick auf den Bazar. Man kann das Getümmel aus sicherer Entfernung beobachten und fotografieren. Nicht so gut, wie sich direkt auf die Straße zu begeben, aber besser als sich im Zimmer zu verkriechen.

Zugegeben nicht mein Lieblingsbild. Für den Anfang und einen Eindruck des Basars im Abendlicht allerdings gut geeignet.
Such dir Partner
Ein einfacher Weg um entspannter zu sein ist, dir einen Erkundungspartner zu suchen. Das können andere Reisende oder Fotografen sein. Einheimische Fotografen kennen die besten Plätze. Erwähne, dass du die Gegend erkunden und fotografieren möchtest. Ansonsten führt es zu Stress, wenn dein Partner schneller weiter möchte.
Such dir entspannte Orte
Eine einfache Lösung für den Anfang sind entspannte Orte. Bei meinen ersten Tagen in Delhi habe ich ein paar Tempel, Parks und Grabstätten besucht. In diesen ist in der Regel weniger los. Man kann sich entspannen und in Ruhe nach den schönsten Motiven umschauen oder an der Gestaltung seines Fotos arbeiten.

In einem Park in Delhi hatte ich meine Ruhe. Ich habe mir das erste Mal so richtig Zeit zum Fotografieren genommen. Den Ergebnissen ist das deutlich anzusehen.
Informiere dich und sei respektvoll
Nicht nur am Anfang solltest du Konflikte vermeiden. Dennoch möchte ich das Thema hier unterbringen. Zu Beginn führen Konflikte nämlich nur dazu, dass du dich weiter zurück ziehst und verkriechst.
Nicht jeder lässt sich gerne fotografieren. Das hängt von jedem persönlich, von Religion, Kultur und anderen Dingen ab. Einigen Kulturen sind Fotografien von Menschen verboten. Die Privatsphäre sollte respektiert werden. Ich bin der Meinung, dass man Menschen fragen sollte, ob man sie fotografieren darf. Das mag am Anfang schwer fallen, aber ist eine Frage von Respekt. Dabei muss man nicht eine gemeinsame Sprache sprechen. Freundlich lächeln, fragend auf die Kamera zeigen und wenn ein freundliches Lächeln zurückkommt, kannst du ein Foto machen.

Die Jungs wollten, dass ich ein Foto von ihnen mache. Mit meiner Kamera. Normalerweise läuft es anders herum. Natürlich wollte ich mit ins Bild.
Du befindest dich nicht in einem Zoo. Viele Touristen benehmen sich so und fotografieren alles, als wäre es das verständlichste der Welt. Du bist vermutlich in einem fremden Land mit anderen Regeln und anderen Bräuchen. Diese solltest du kennen oder mindestens respektieren.
In Indien dauert es nicht lange, bis du das erste Mal „Photo! Photo!“ zu hören bekommt. Danach wird man selber zum Motiv anstelle hinter der Kamera zu stehen. Ich bin auf den Kameras einiger Inder gelandet. Entsprechend einfach ist es in Indien andere zu fotografieren.
Ausschließlich in Tempeln und bei religiösen Ritualen ist das Fotografieren oft unerwünscht. Dabei ist es egal, ob Personen erkennbar sind. Fotos von rituellen Waschungen in Pushkar sind beispielsweise unerwünscht.
Ersten Tage in Delhi
Mir fiel es in den ersten Tagen in Indien schwer Ergebnisse zu produzieren, mit denen ich zufrieden war. Wohl gefühlt habe ich mich erst, als ich Grabmale oder Parks in Delhi erkundet habe. In diesen Anlagen ist es entspannter als auf der Straße. Den Ergebnissen sieht man das deutlich an. Ich hatte keine Checkliste, bin aus anstrengenden Situationen geflohen und habe mich nicht wohl gefühlt. Ich war 4 Nächte in Delhi und konnte mich eingewöhnen. So habe ich das chaotische Delhi mit ein paar schönen Fotos verlassen können.
Inzwischen habe ich mir eine Checkliste gemacht. Auch fühle ich mich nicht mehr unwohl mich mit meiner Kamera zu zeigen. Ich bin entspannt dabei Indien zu erkunden und zu fotografieren. Hier ein paar Eindrücke der ersten Tage in Delhi.
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Fazit
Am Ende ist es wichtig, dass du dich in deiner Haut wohl fühlst. Alle Tipps zielen darauf hin. In einer gewohnten Umgebung ist das kein Problem. Es ist normal, dass du dich erst eingewöhnen musst. Deine Stimmung beeinträchtigt deine Fotos. Sei nicht enttäuscht, wenn die Fotos am Anfang nicht deinen vollen Erwartungen entsprechen. Mit den obigen Tipps kommst du schneller an diesen Punkt.
Hast du andere Mittel um bessere Fotos auf Reisen zu machen? Besonders in den ersten Tagen? Lass es uns in den Kommentaren wissen.

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Abschließend noch ein paar Links zu weiterführenden Themen oder Seiten, die ich angesprochen habe.
Hallo Niklas,
guter Beitrag zum Thema Reisefotografie! Besonders empfehlenswert, finde ich nach wie vor, ist die Planung bzw. Shot-List, wie du sie nennst! Das hilft einem schon vor Reiseantritt seine Gedanken zu strukturieren und sich selbst zu fokussieren. So hat man von Beginn an ein Ziel vor Augen. Und man wird dadurch viel flexibler vor Ort zu reagieren. Sei es, wenn das Wetter sich anders entwickelt als gedacht oder wenn man während der Reise auch immer mal wieder mit der Route oder den Tagesabläufen ein wenig jonglieren muss. Man findet so immer wieder schnell zurück auf seinen Weg: die Reisefotografie.
Und was deine Frage anbetrifft: was mir immer wichtig ist, ein paar seltenere Aufnahmen von den Sightseeing-Spots zu erhaschen. Dafür schaue ich mir vorher im Netz Fotos von den Spots an, die mich interessieren. Und dabei stellt man häufig fest, dass viele Fotos doch recht ähnlich sind. Vom Aufnahmeort her zumindest. Ich versuche dann anhand von Karten u.ä. andere Aufnahmesituationen zu finden. Einfach um etwas persönlichere und nicht so austauschbare Bilder zu haben. In Stockholm bin ich so zum Beispiel mal einen verhältnismäßig unbekannten Schleichpfad gelaufen, um von dort mit Mega-Aussicht ein tolles Nachtbild von der Altstadt zu schießen. Ich mache die Fotos also gerne außerhalb der Menschenmassen, um so – für mich – bessere Fotos auf Reisen zu machen.
Viele Grüße!
Mario
Hallo Mario! Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt.
Du hast vollkommen recht. Heutzutage gibt es kaum Orte, die nicht schon einmal fotografiert worden sind. Wenn man anders sein will, dann muss man sich was überlegen.
Ich bin jedoch auch stark dafür die sogenannten „Postkartenmotive“ nicht auszulassen. Es hat ja schließlich einem Grund, dass diese Motive so beliebt sind. Danach dann aber gerne kreativ werden :)