Nach selbst verschuldetem Pack- und Wohnungs-Räum-Stress ging sie endlich los: Meine Reise ins Ungewisse. Beginnend mit 3 Monaten Brasilien quer durchs Land. Ich habe mir natürlich vorher Stress mit einigen Dingen gemacht oder machen lassen. Mit ein paar dieser Stressmacher werde ich hier auch noch irgendwann aufräumen. Endlich ging es aber los und damit auch meine Reiseberichte!
Eine erste Bekanntschaft
Der gesamte Flug verlief reibungslos. Mein Gepäck war schwer, aber was soll es. Ich werde sicherlich auf meiner Reise lernen, was ich alles zu viel dabei habe. Ich bin gespannt, was ich auf meinen nächsten Etappen nach Island und Indien noch dabei haben werde. Einen Blick auf mein Gepäck und Handgepäck seht ihr hier:
Auf dem Flug kam ich mit meiner Nachbarin ins Gespräch. Sie spricht deutsch, wohnt in Brasilien, war allerdings gerade für ein Jahr in Belgien. Irgendwie kam mir ihr Akzent oder ihre Wortwahl vertraut vor. Schnell fanden wir den Grund dafür. Sie kommt aus Eupen, einem Ort in Belgien, in der Nähe meiner Heimatstadt Aachen. Eupen gehört zur deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens – der Grund weshalb mir die Wortwahl vermutlich so vertraut vorkam. Im Verlaufe unseres Gesprächs erfuhr ich auch ihre durchaus interessante Lebensgeschichte und hoffe sie hier noch richtig wiederzugeben. Ich schreibe ja nicht mit, wenn ich mich gerade Unterhalte. Es war ja kein Interview.
Eine kleine Lebensgeschichte
Mit 18 Jahren ist sie eine Zeit lang nach Brasilien gegangen und hat sich entschieden vorerst nicht zurück zu kommen. In Brasilien hat sie sich dann einer Gruppe Straßenmusikern angeschlossen. Das ganze ohne zu wissen, wie lange sie das machen will. Einfach so leben so lange wie sie Lust hat. Nun sind seit dem knapp 12 Jahre vergangen und bis auf ein paar kurze Abstecher zurück nach Belgien war sie die ganze Zeit in Brasilien mit den Musikern unterwegs. Das ganze ohne jemals bewusst entschieden zu haben, Brasilien zu ihrer Heimat zu machen.
Vor einiger Zeit haben sie sich dann eine Farm in Brasilien gekauft. Den Ort konnte ich mir leider nicht merken. Wenn ich ihn noch herausfinden sollte, trage ich ihn hier nach. Vor einem Jahr ist sie zurück nach Belgien um Geld zu verdienen. In Brasilien verdient man leider deutlich schlechter als in Europa, was ich inzwischen aus mehreren Quellen bestätigen kann. Dieses Jahr war nun vorbei, sie auf dem Rückweg nach Brasilien und das erste Mal mit dem Gefühl, dass sie sich doch auch ein Leben in Belgien vorstellen könnte. Jetzt ging es aber erstmal wieder nach Brasilien, die Farm aufbauen und anschließend etwa ein Jahr lang mit einem Bus von Brasilien bis nach New Orleans touren. Oder so weit, wie sie eben kommen oder Lust haben. Was danach kommt weiß sie noch nicht, aber muss sie auch nicht. Sie ist nämlich – wie viele von uns im Vergleich zu anderen Menschen auf der Welt – in der glücklichen Lage ihren Wohnort relativ problemlos ändern zu können, wenn ihr danach ist.
Ein guter Start
Wieso erzähle ich diese kurze Geschichte als Auftakt meiner Reise? Zuerst einmal natürlich, weil es für mich einfach der Auftakt meiner Reise war. Die erste fremde Person meiner Reise, mit der ich mich unterhalten und deren Lebensgeschichte ich erfahren habe. Zum anderen, weil ich diese Geschichte sehr inspirierend finde. Man muss nicht immer wissen, wo es in ein paar Jahren hin geht. In meinem Fall allerdings eher in ein paar Tagen. Es gibt Ideen und Möglichkeiten, aber keine festen Pläne. Das sollte mir auch noch durchaus zugutekommen, wie ihr in einem der nächsten Berichte erfahren werdet.
Für heute reicht diese kleine Geschichte als Auftakt. Am Ende waren wir dann auch schon so gut wie in Brasilien. Zumindest überflogen wir gerade die Küstenlinie Brasiliens.
Und wenn einige jetzt sagen „Ich hab doch gesagt du kommst nicht zurück!“: Der Plan ist nach wie vor, dass ich wieder nach Deutschland und auch Aachen zurück komme, also schreibt mich nicht ab.
Und wie in den guten alten Cartoons zu meiner Zeit gibt es auch hier eine kleine Lektion am Ende: Lass das Leben einfach mal auf dich zu kommen. Wer die ganze Zeit damit verbringt seine Zukunft zu planen, der verpasst die Gegenwart. Planen, ok! Aber in Maßen! Dies war mein Wort zum Sonntag, veröffentlicht am Montag.
Bis dahin,
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Abschließend noch ein paar Links zu weiterführenden Themen oder Seiten, die ich angesprochen habe.
- Ofáum RECULT – Musikexpeditions-Projekt meiner Flugzeugnachbarin