„Wenn das nicht das Paradies ist, ist es zumindest nah dran.“ – So oder so ähnlich hörte ich das erste Mal von Ilha Grande. Natürlich musste ich mir davon selber ein Bild machen. 3 Tage waren geplant, 2 Wochen sind es geworden… Und ich hätte noch länger bleiben können.
Nach einer Woche in Rio mache ich mich mit Anderson zusammen auf den Weg nach Ilha Grande. Die Insel liegt auf halbem Weg zwischen Rio de Janeiro und São Paulo. Geplant habe ich ein paar Tage zu bleiben und dann am Wochenende nach Itaúnas zu fahren. Dort findet ein großes Forró Festival statt, dass ich nicht verpassen will.
Wir werden von der Transfergesellschaft EasyTransfer direkt am Hostel abgeholt. Diese fährt uns zum Hafen vor Ilha Grande von wo aus wir eine Fähre nehmen. Drei Stunden nach unserer Abfahrt in Rio bekomme ich einen ersten Eindruck der Insel. Spontan muss ich an die Insel aus Jurrasic Park denken. Es fehlen nur die Dinosaurier, die über die Berge kommen.

Nein, das ist nicht Ilha Grande. Die große Insel dahinter, das ist es. Und hinter diesem Inselchen versteckt sich Abraão, die einzige Ortschaft der Insel.
Der Ausblick auf die Insel im Hintergrund lässt mich erahnen, was mich erwartet. Ein paar Minuten später taucht Abraão hinter der kleinen Insel auf, die einzige Ortschaft der Insel. Anderson deutet auf eine Bergspitze. Warum er den Namen „Pico de Papagaio“ („Papageienspitze“) trägt, ist unschwer zu erkennen. Mit 900 Metern ist der Pico de Papagaio die zweithöchste Bergspitze der Insel. Diesen will Anderson dieses Mal auf jeden Fall besteigen. Er selber war mit Gernot, dem Österreicher mit dem ich Anderson in Pipa kennengelernt habe, vor zwei Monaten das erste Mal hier und kennt die Insel schon. Auch ein Hostel hat er uns ausgesucht. Leider ist dieses für unsere erste Nacht auf der Insel ausgebucht und wir kommen in einem anderem Hostel unter: Dem El Misti.
Glückliches Unglück und Zufälle
Vom El Misti gibt es gleich zwei Gebäude auf der Insel. Jeweils am anderen Ende des Ortes. Irgendeine Panne führt dazu, dass wir zwei Mal zwischen diesen beiden Hostels her laufen. In beiden ist man der festen Meinung, man hätte keine Reservierung von uns. Diese können wir zwar vorzeigen, man tut sich dennoch schwer mit uns. Am Ende bekommen wir zwei Betten in einem kleinen Zimmer mit zwei anderen. Was augenscheinlich mit einer nervenaufreibenden Aktion startet, stellt sich als glücklicher Zufall heraus. Man sollte in den Pannen also auch das Gute sehen. Manchmal passieren einem durch Pannen die besten Dinge.
Mit uns im Zimmer sind Byon aus Frankreich und Sascha aus Deutschland. Beide haben sich auf der Reise kennen gelernt und sind seit dem gemeinsam unterwegs. In unserer Unterhaltung erfahre ich, dass sie für den nächsten Morgen geplant haben die Sonnenaufgangstour hoch zum Pico de Papagaio ohne einen Guide anzutreten. Laut Internet soll der Weg anstrengend sein, schwer zu finden oder übermäßig gefährlich jedoch nicht. Spontan entscheide ich mich den Aufstieg mit zu machen. Anderson lehnt dankend ab. Viel Schlaf bleibt uns nicht. Wir gehen schnell noch Proviant einkaufen um noch ein paar Stunden Schlaf vor dem Aufstieg zu bekommen. Im Supermarkt fallen Byon, die über eine unglaubliche Lockenpracht verfügt, die ebenfalls gelockten, schönen Haare der Kassiererin auf. Nach einem kurzen Plausch wie sie ihre Haare so stylen kann, geht es zurück ins Hostel. Dem Mädchen sollten wir früher wieder begegnen, als ich erwartet hatte. Doch nun ist erstmal Zeit zum Schlafen. Am nächsten Morgen um 2.30 Uhr soll es losgehen.
Sonnenaufgang auf dem Pico de Papagaio
Pünktlich um 2:30 Uhr klingelt der Wecker. Pünktlich um 2:45 stehe ich auf. Sascha ist bereits wach. Byon ist krank und hat entschieden den Aufstieg nicht mit zu machen. Eine weitere Person, die sich anschließen wollte, ist ebenfalls abgesprungen. Wir sind zu zweit. Den Aufstieg wollen wir allerdings wagen, jetzt wo wir wach sind.
Mit meiner Kameratasche und einer Kopflampe bestückt mache ich mich gemeinsam mit Sascha auf den Weg. Nachdem es erstmal 20 Minuten entspannt einen Weg entlang geht finden wir den Anfang des Wanderweges problemlos. Der Blick auf die ersten Meter lässt uns erahnen, was wir in den nächsten zwei bis drei Stunden vor uns haben.
Der Aufstieg ist anstrengend und man muss gut auf seine Schritte achten. Für ein wenig geübte Wanderer sollte es kein Problem sein den Aufstieg ohne einen Guide zu meistern. Man sollte nur nicht alleine gehen und jemanden wissen lassen, wo man unterwegs ist. Nach 3 Stunden kommen wir oben an und werden mit einer wundervollen Aussicht auf die Bucht der Insel belohnt. Bis zum Sonnenaufgang ist es eine Stunde hin. Ich habe Zeit mich vorzubereiten und den Nachthimmel zu fotografieren.
Von Minute zu Minute kommen mehr Leute am Gipfel an. Jeder sichtlich über den Erfolg erfreut. Kurz vor Sonnenaufgang sind 15 Leute auf dem Gipfel um sich das kommende Spektakel anzusehen. Auch mit dabei: Das Mädchen, welches Byon am Vorabend im Supermarkt ausgefragt hat.

Alliny, das Mädchen aus dem Supermarkt, ist mit ihrer Lockenpracht der perfekte Vordergrund für eine Silhouette.
Ich zeige ihr das Foto. Zuerst schaut sie etwas verlegen auf das Foto, es scheint ihr jedoch zu gefallen. Sie bittet mich ihr dieses zukommen zu lassen.
Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg zurück. Wir hoffen so, dass wir es zum Frühstück nach unten schaffen. Der Abstieg dauert nicht so lange, wie der Aufstieg, ist jedoch nicht zu unterschätzen. Man muss stark darauf achten, wo man hin tritt. Abwärts fallen ist deutlich unangenehmer. Um halb 10 kommen wir im Hostel an an und gehen gemeinsam mit Anderson und Byon zum Frühstück.
Nach dem Frühstück ziehen Anderson und ich in das Sítio Green Hostel um. Bei seinem letzten Besuch auf Ilha Grande hat er Erica kennengelernt, die so begeistert von der Insel war, dass sie entschieden hat erstmal hier zu bleiben. Seitdem arbeitet sie im Sítio Green Hostel. Bei unserer Ankunft dort werden wir von der sympathischen Britin in Empfang genommen. Das Hostel ist der Oberhammer, anders kann man es nicht sagen. Etwas außerhalb des Dorfs gelegen, inmitten einer grünen Gartenanlage. Man läuft zwar ein paar Minuten ins Dorf, die Ruhe und Entspannung dieses Ortes ist es meiner Meinung nach aber wert.
Zwei Wochen im Paradies
Nach diesem gelungenen Start meiner Zeit auf Ilha Grande hat mich die Insel nach weniger als 24 Stunden für sich gewonnen. Die folgenden zwei Wochen so detailliert zu beschreiben wie diese ersten Stunden, würde den Rahmen sprengen. Nachdem ich erfahren habe, dass es jedes Wochenende Forró mit Live-Musik gibt, habe ich das Itaúnas Festival für mich gestrichen. Natürlich wären die Bands dort ein anderes Kaliber gewesen, aber die Insel hatte mich fest in ihrem Bann. Ich will noch nicht gehen.
In den nächsten zwei Wochen sehe ich viel von der Insel und dem Leben dort. Ich mache Wanderungen, genieße die Strände, lerne interessante Menschen kennen und tue auch einfach mal nichts. Anstelle eines detaillierten Ablaufs jedes Tages, lasse ich viele Bilder und wenige Worte sprechen.

Nach einem Regenschauer überrascht uns diese eher seltene Form eines Regenbogens. Ungewöhnlich breit und flach über dem Boden.

Der Praia Lopez Mendez ist angeblich der schönste Strand der Insel. Außer einem Strand, hat er aber sonst nicht viel zu bieten.

Auf dem Rückweg vom 1-2 Stunden Fußweg entferntem Strand kommen wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang an einer Lichtung an.

Auf dem Weg zum Strand von "Dois Rios" bietet diese Stelle eine wunderbare Aussicht auf das Dorf Abraão.
Ich komme wieder!
Ilha Grande ist ein Leben für sich. Ich würde es definitiv nicht als „typisch brasilianisch“ bezeichnen, denn die Insel ist stark vom Tourismus geprägt. Dennoch hat mich die Insel in ihren Bann gezogen. Die einen bleiben kurz, die anderen etwas länger, wieder andere für immer. Am Ende wurde mir tatsächlich eine Geschäftsidee unterbreitet, falls ich irgendwann auf Ilha Grande sesshaft werden will. Erstmal wird daraus aber nichts. Ich nehme mir fest vor wiederzukommen und mehr von der Insel zu sehen. Das Inselfieber hat mich gepackt.
Nach zwei Wochen heißt es für mich Abschied nehmen von meinen neuen Bekanntschaften und der Paradiesinsel. Zurück nach Rio von wo aus ich eine gemütliche 30-stündige Busfahrt nach Salvador antreten will. Die Stadt in der ich meine Reise begonnen habe. Gespannt mache ich mich auf den Rückweg und frage mich, wie nach zwei Monaten Brasilien die Stadt bei einem zweiten Blick auf mich wirken wird.
Gefällt dir ein Foto besonders gut oder willst, dass ich einen Artikel darüber schreibe, was ich in der Nachbearbeitung gemacht habe? Oder willst du einfach auch mal was sagen?
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Abschließend noch ein paar Links zu weiterführenden Themen oder Seiten, die ich angesprochen habe.
Transfergesellschaft nach Ilha Grande (EasyTransfer)
Technischer Kram
Bei meinen Fotografien kommt verschiedenste Ausrüstung zum Einsatz. Bei den hier gezeigten Aufnahmen habe ich die folgende Ausrüstung verwendet:
Kamera
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Kamera
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Objektiv
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Objektiv
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Objektiv
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Objektiv
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Stativ
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Stativkopf
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