„Es kommt immer alles anders als man denkt!“ – Noch ganz entspannt am Morgen aufstehen und dann irgendwann die Fähre von Salvador direkt nach Morro de São Paulo nehmen. Das war der Plan. Nicht der einzige, der sich änderte.

Als wir Salvador erkundet haben hätten wir uns an der Fährstation wohl etwas Zeit nehmen sollen. Da wir das nicht getan haben, verlassen wir uns auf die Aussage des Hostel-Mitarbeiters. Jeden Tag sollen fast stündlich direkte Verbindungen nach Morro de São Paulo gehen. Wir gehen den Tag im Hostel entspannt an und planen die Fähre um 16:00 zu nehmen. Da wir nur ein paar Tage auf der Insel bleiben wollen, nehme ich nur meinen Kamerarucksack mit. Dieser hat ein großzügiges Fach für alles, was ich für die Tage brauche. Los geht der Fußmarsch durch den Pelourinho und mit dem Elevador Lacerda runter durch den Mercado Modelo zur Anlegestelle der Fähren. Dort werden wir, was unsere Pläne an geht eines besseren belehrt.

Abenteuer Fährfahrt

Man sagt uns, dass jetzt und in 2 Stunden noch eine Fähre gehen würde, diese jedoch keine direkte Verbindung sei sondern eine Kombination aus Fähre, Bus und Schnellboot. Die Info, dass die direkte Verbindung nur am Vormittag geht, hätten wir auch schon am Vortag haben können. Wurmt uns in diesem Moment etwas. Der Preis für die lange Verbindung soll der gleiche sein wie für die schnelle. Irgendwie fühlen wir uns veräppelt und uns damit nicht einverstanden erklären. Also noch eine Nacht in Salvador, auch ok. Am nächsten Morgen dann die direkte Verbindung nehmen. Also wieder mit Sack und Pack durch den Mercado Modelo, hoch mit dem Elevador Lacerda und durch den Pelourinho zurück zum Hostel. Spätestens jetzt bin ich froh, nicht alles mitgenommen zu haben. Am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück den ganzen Weg wieder zurück. Was man nicht im Kopf hat, hat man eben in den Beinen. Aber auch jetzt kommt alles anders, als wir dachten.

Beim Kauf der Tickets sagt man uns, dass das Boot auf Grund des stürmischen Wetters vermutlich nicht die direkte Verbindung nehmen kann. Wir würden dann zur benachbarten Insel fahren, dort einen Bus nehmen und am Ende nochmal mit einem Schnellboot fahren. Diese Route kommt uns irgendwie von dem Angebot vom Vortag bekannt vor. Nach einer Teilerstattung haben wir nicht gefragt. Wir wollten einfach endlich nach Morro de São Paulo. Noch an der Anlegestelle bekommen wir die Info: Direktverbindung ist nicht. Ist uns jetzt auch egal. Hätten wir im Endeffekt doch die Verbindung am Vortag nehmen können, aber was solls. Auf dem Wasser sind wir dann recht schnell froh, hier keine 2 Stunden zubringen zu müssen.

Der Wellengang ist nicht ohne und das Boot gerät ziemlich ins Schwanken. Mir geht es gut, aber anderen eher weniger. Doch ich hatte nicht nur einmal den Gedanken:

OK! Jetzt kippt das Boot!

Nach etwa einer Stunde kommen wir heile in Mar Grande an und steigen dort in einen Bus um. Heilfroh nicht zwei Stunden auf dem Wasser zubringen zu müssen. Der Rest der Verbindung klappt reibungslos und von einem Guide der Gesellschaft werden wir zu dem richtigen Bus und Booten gelotst. Ein Hostel haben wir uns schon vorab ausgesucht und hoffen, dass die Preise und Belegungen im Internet nicht aktuell sind. So können wir beim Anlegen in Morro de São Paulo die Headhunter getrost ignorieren.

Erste Bekanntschaften

Leider stimmen die Infos. Eher selten der Fall. Wir entscheiden uns nur eine Nacht im Che Lagarto zu bleiben und am nächsten Tag eine neue Unterkunft zu suchen. Am Abend gibt es im Ort noch eine Forró-Party, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen will. Adriano – „Paulista“, wie die Brasilianer aus der Region von São Paulo genannt werden – ist bei uns auf dem Zimmer untergebracht. Ich frage ihn auf gebrochenem portugiesisch, ob er auch auf die Party will. „Klar!“ antwortet er und sagt ich soll mitkommen. Sie würden jetzt losgehen. Ich schließe mich ihm und einer Gruppe Brasilianer an, die auch dort hin wollen. Meine Reisebegleitung fühlt sich nicht so gut und bleibt im Hostel. Ich bin also das erste Mal auf mich gestellt und auf eigenen Wunsch, versuchen wir es auf Portugiesisch. Zwar gebrochen, jedoch erstaunlich erfolgreich. Leider regnet es viel, daher sind nicht viele Leute auf der Party. Ein Mitarbeiter des Hostels ist auch mit dabei und sagt, dass wir jeden Abend gerne zum Essen und Zeit verbringen vorbei kommen können. Dass wir nicht mehr im Hostel sind, ist egal.

Am nächsten Tag machen wir uns auf die Suche nach einem neuen Hostel und werden beim O Dante fündig. Im Vergleich zum Che Lagarto macht das Hostel einen eher wohnlichen Eindruck. Es gibt ein paar Zimmer und eine einfache Küche. Die Betreiberin scheint selber dort zu schlafen. Wir buchen uns erstmal nur für eine Nacht ein, da das Wetter nach wie vor schlecht ist und wir überlegen früher nach Salvador zurück zu fahren. Anschließend gehen wir die Strände erkunden und werden gleich von mehreren Regenschauern erwischt. Das brasilianische Açaí schmeckt unter einem Schirm aber auch bei Regen. Abends gehen wir ins Che Lagarto. Nun lernt auch meine Reisebegleitung die Gruppe kennen, mit denen ich am Vorabend auf der Party war. Adriano lädt uns ein mit der Gruppe zusammen am nächsten Tag am Strand entlang bis nach Gamboa zu spazieren. Da auch gerade wieder ein starker Regenschauer runter kommt, vermuten wir, dass wir am nächsten Tag zurück nach Salvador fahren. Wir sagen, wir melden uns nochmal. Doch es kommt natürlich alles anders als wir denken.

Eine fabelhafte Aussicht

Am nächsten Morgen lernen wir beim Frühstück einen weiteren Brasilianer kennen. Leison lebt in einem Hostel in Rio und macht gerade ein wenig Urlaub auf Morro. Er will gleich hoch zum Leuchtturm, da dort eine Befestigungsanlage sein soll. Von dieser aus soll man eine wunderschöne Aussicht auf die Küstenlinie der Insel haben. Das Wetter ist gerade ganz gut. Spontan schließen wir uns ihm an. Ich schreibe Adriano, dass wir eventuell nachkommen. Nach dem Frühstück geht es hoch zum Leuchtturm, an diesem vorbei und an die Landspitze von der aus man tatsächlich einen wunderbaren Ausblick auf die Küste hat. Eine alte Kanone deutet an, dass hier wohl mal eine Befestigungsanlage stand.

Morro

Das erste Mal nehme ich mir richtig Zeit Fotos zu machen. Ich habe extra die große Kamera inklusive Filter und Stativ dabei. Das ermöglicht mir nun trotzt Mittagssonne eine verwacklungsfreie Langzeitbelichtung zu machen. Ich nutze die ND-Filter um die Belichtungszeit zu verlängern, den Polfilter um die starke Reflektion der Sonne aus der Meeresoberfläche zu bekommen und das Stativ um das ganze ohne Verwacklung zu realisieren. Wunderschön sticht nun die „Ilha da Saudade“ – die „Insel der Sehnsucht“ aus dem Bild heraus.

Morro

Auf dem Rückweg mache ich noch ein Bild vom Leuchtturm. Ich stelle mich in den Schatten. Dadurch ist die Sonne verdeckt – in diesem Fall von einem Baum – und überstrahlt das Bild nicht.

Morro

Am Strand nach Gamboa

Danach begeben wir uns auf den Weg am Strand entlang in Richtung Gamboa. Ein Boot erweckt meine Aufmerksamkeit, das ich mir mit meiner Kamera vornehme. Mit ein wenig Warten haben die anderen zum Glück kein Problem.

Morro

Irgendwann kommen wir in Gamboa an und machen es uns am Strand gemütlich. Den [amazon text=Aquapac&asin=B0044LRSJC] habe ich leider in Salvador gelassen. Diese wasserdichte Tasche wäre nun super um sich ins Wasser zu begeben und die Kamera nicht unbeaufsichtigt am Strand liegen zu lassen. Wir wechseln uns ab mit dem schwimmen gehen. Wir wollen noch etwas am Strand liegen und dann zurück. Es kommt natürlich wieder alles anders.

Ich höre jemanden hinter mir rufen und sehe die Gruppe Brasilianer. Sie sitzen zufälligerweise an einem Tisch einer Bar nur wenige Meter von uns entfernt. Wir setzen uns also dazu und somit wird aus den zwei Bekanntschaften, die wir gemacht haben, eine große Crew. Herrlich! Darauf gibt es eine frische Kokosnuss!

Morro

Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zurück zu unseren Unterkünften, da die Flut kommt. Bei Flut kann man die Strecke am Strand nicht gehen. Wir wissen noch nicht, ob wir abends noch im Che Lagarto vorbei kommen. Wir entscheiden uns aber die Zeit auf Morro de São Paulo nicht zu verkürzen. Adriano hat am nächsten Tag Geburtstag und es soll ein bisschen gefeiert werden. Auch am nächsten Tag bei einer Bootsrundfahrt um die Insel.

Morro

Den Abschluss dieses Nachmittags macht ein fabelhaftes Essen in einem Restaurant des Ortes. Die Besitzerin ist zufälligerweise Deutsche, wie wir hinterher erfahren. Sie lebt jedoch schon 30 Jahre auf der Insel und schon viel länger in Brasilien. Das Essen ist so gut, dass wir am nächsten Abend wieder dort essen wollen. Klassisch serviert mit Reis und Bohnen, jedoch kann man sich die Beilagen aussuchen.

Morro

Auch ein Stück halbwegs deutsches Brot bekommen wir als kleines Geschenk serviert. Eine Seltenheit in Brasilien.

Mehr Regen und ein gemütlicher Abend

Da das Wetter nach wie vor instabil ist, entscheiden wir uns dafür abends im Hostel zu bleiben. In unserer Unterkunft ha das Fenster in unserem Schlafzimmer keine Scheibe. Eigentlich ja ganz angenehm. Nun allerdings ein Nachteil. In unser Zimmer hat es rein geregnet. Wir ziehen also um und schlafen bei Leison mit im Zimmer. Wir verbringen einen gemütlichen Abend bei Sturm und zwischenzeitlichem Stromausfall auf der gesamten Insel im Hostel und gehen nicht all zu spät schlafen.

Am nächsten Tag entscheiden wir uns zu Fuß bis zum letzten Strand zu gehen. Da ich meine Wasserschutztasche in Salvador habe, lasse ich die Kamera im Hostel. Ganz ohne ist auch mal angenehm. Wir verbringen einen schönen Tag am Strand und überraschen abends Adriano mit einem „besonderen Geburtstagskuchen“. Den Abend lassen wir im Che Lagarto gelassen ausklingen, werden jedoch irgendwann recht plötzlich rausgeworfen. Nachtruhe. So richtig verabschiedet haben wir uns von den anderen daher leider nicht. Am nächsten Morgen geht es früh zurück nach Salvador. Julia, meine Reisebegleitung für die erste Woche, verabschiedet sich an dieser Stelle aus meiner Reisetour. Sie wird von der Fähranlegestelle direkt zum Flughafen gebracht.

Das Ende einer Woche

Für mich ist dies der Abschluss einer guten ersten Woche. Ich habe, auch dank Julia, einen einfachen und schönen Einstieg in meine Reise gehabt – danke dafür – und habe viel portugiesisch gesprochen. Mehr als ich vermutet hätte, dass ich sprechen könnte. Ich mache mich auf den Weg zurück in die Nega Maluca und fange an mir zu überlegen, wo es für mich als nächstes hin geht.

Gefällt dir ein Foto besonders gut oder willst, dass ich einen Artikel darüber schreibe, was ich in der Nachbearbeitung gemacht habe? Oder willst du einfach auch mal was sagen?

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Abschließend noch ein paar Links zu weiterführenden Themen oder Seiten, die ich angesprochen habe.

Alle Beiträge aus Brasilien

Internetseite des Che Lagarto auf Morro

Internetseite des O'Dante

Technischer Kram

Bei meinen Fotografien kommt verschiedenste Ausrüstung zum Einsatz. Bei den hier gezeigten Aufnahmen habe ich die folgende Ausrüstung verwendet:

Kamera
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Objektiv
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Stativ
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Stativkopf
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